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Gründach: Wann lohnt es sich? Wie plant man es richtig?

von | 16. Mrz. 2021

Unsere Städte werden immer dichter. Zwei wesentliche Auswirkungen: Die Flächenversiegelung nimmt zu und ruhige, erholsame Freiräume werden seltener. Dabei gibt es gute Möglichkeiten, grüne Erholungsinseln zu schaffen, ohne dafür auf Wohn- oder Gewerbefläche verzichten zu müssen. Großes Potenzial bieten ungenutzte Flachdächer: Als Gründach, Dachgarten oder Caféterrasse mit grüner Umgebung erweitern sie private wie öffentliche Räume. Kindergärten und Schulen erhalten Spiel- und Sportflächen ohne zusätzlichen Bodenverbrauch. Technische Dachflächen von Wohn- oder Bürogebäuden werden mit der richtigen Planung zu ökologisch wertvollen Freiräumen mit Aufenthaltsqualität.

Eine solche Aufwertung durch Dachbegrünung muss nicht einmal teuer sein – langfristig rechnet sie sich oft, da unter anderem der Energieverbrauch der Gebäude sinkt. Viele Bauherren fragen Gründächer nach: In Deutschland kommen jedes Jahr rund 10 Millionen Quadratmeter grünes Dach hinzu, schätzt der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Welche Vorteile bietet ein Gründach und was ist beim Planen zu beachten?

Ökologische und klimatische Vorteile der Dachbegrünung

Wird Boden überbaut, gehen dessen ökologische Leistungen meist verloren: Wasseraufnahme, Verdunstungskühlung, Lebensraum für Pflanzen und Tiere und die damit einhergehende Sauerstoffproduktion. Dabei erfordern die Auswirkungen des Klimawandels wie häufigere Hitze und Starkregen aktives Gegensteuern. Gründächer sind hierfür besonders geeignet:

  • Die Dachbegrünung erhöht den Wasserrückhalt. Auch bei dünnflächiger Begrünung kann über die Hälfte des Niederschlags zurückgehalten werden, so dass das Wasser bei Starkregen zeitverzögert abfließt.
  • Das zusätzliche Stadtgrün ermöglicht Kühlung durch Verschattung und Verdunstung. Zudem reinigt es die Luft, bindet CO2 und mindert die Lärmbelastung.
  • Durch das zusätzliche Nahrungs- und Lebensraumangebot erfüllen Gründächer eine wichtige Funktion für viele Insekten- und Tierarten. Als Verbindungsstücke zwischen größeren Naturflächen leisten sie einen wesentlichen Beitrag zum Natur- und Artenschutz (ausführliche Planungshilfen bietet die Fachbroschüre „Biodiversitätsgründach“ des BuGG).

Gute Planung wertet auch den Stadtraum auf

Gründächer bieten bei der Gestaltung von Neubauten vielfältige Möglichkeiten und können den Stadtraum visuell und sozial enorm aufwerten. Statt trister technischer Flachdächer können Planer abwechslungsreiche Grünflächen und zusätzliche Erholungsräume schaffen. Von begrünten Dachterrassen bis hin zu Gärten mit Pergolen und Bäumen ist fast alles möglich. Aber auch bereits bestehende Flachdächer können in der Regel umgerüstet werden und, je nach statischen Voraussetzungen, intensiv oder extensiv bepflanzt werden.

Gerade für innerstädtische Nutz- und Wohnflächen ist ein Zugang zum eigenen Dachgarten ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Neben Ruhezonen lassen sich auch Spielflächen oder Flächen für Urban Gardening realisieren.

Gebäudeoptimierung dank Gründach

Darüber hinaus ermöglichen Gründächer Kosteneinsparungen beim Betrieb des Gebäudes. Aufgrund der Dämmwirkung muss im Winter weniger geheizt und im Sommer weniger gekühlt werden, was Energiekosten spart. In Kommunen mit gesplitteter Abwassergebühr lassen sich die Kosten der Abwassergebühr deutlich senken. Hinzu kommt: Die Begrünung erhöht die Lebensdauer der Dachflächen. Diese altern nicht vorzeitig durch UV-Strahlung oder schnelle Temperaturwechsel und sind zugleich vor den immer häufiger auftretenden Hagelschäden geschützt.

Dem gegenüber stehen die Herstellungskosten. Bei einer extensiven Dachbegrünung liegen sie in der Regel zwischen 40 und 45 Euro je Quadratmeter, bei größeren Gewerbebauten sind sie zum Teil noch niedriger. Allein die Betriebskosteneinsparungen gleichen diesen Aufwand langfristig wieder aus. Hinzu kommt die längere Lebensdauer der Materialien und der Wert einer höheren Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität. Die Mehrkosten lohnen sich also in vielen Fällen – zumal für Dachbegrünung oft auch Fördergelder möglich sind (z.B. über die KfW oder regionale Förderprogramme).

Von extensiver bis intensiver Dachbegrünung

Bei der Dachbegrünung ist zwischen extensiver und intensiver Begrünung zu unterscheiden. Extensive Gründächer machen etwa 83 % aller Dachbegrünungen in Deutschland aus und zeichnen sich durch eine geringe Aufbauhöhe (ca. 8–15 cm) und pflegeleichte Vegetation aus. Es werden robuste Pflanzen verwendet wie z.B. verschiedene Kräuter oder Moose, die auch bei Hitze, Trockenheit und Kälte standhalten. Die extensive Dachbegrünung erfordert (außer in der Anwuchsphase) kaum Pflege und lässt sich aufgrund ihres geringen Gewichts (ca. 80–170 kg/m²) auf allen bekiesten Flachdächern nachrüsten. Auch auf Schrägdächern bis zu einer Dachneigung von etwa 40° können Extensivbegrünungen gebaut werden.

Bei einer intensiven Dachbegrünung ist der Substratauftrag deutlich höher (ab ca. 25 cm), so dass verschiedenste Pflanzenarten bis hin zu Bäumen gepflanzt werden können. Eine intensive Nutzung muss von Anfang an in der Planung mitbedacht werden, um die statischen Voraussetzungen für das deutlich höhere Gewicht (ab ca. 300 kg/m²) zu schaffen. Die Bepflanzung muss wie ein klassischer Garten regelmäßig gepflegt, gedüngt und bewässert werden.

Gründächer richtig planen

Um die Dachbegrünung erfolgreich zu planen, empfiehlt sich eine frühzeitige Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner, dem Haustechniker und dem Landschaftsarchitekten. Die Planung muss sich sowohl nach den baulichen Gegebenheiten als auch der gewünschten Nutzung richten und – natürlich – alle relevanten Normen, Richtlinien und Brandschutzvorschriften beachten.

Bei der Planung der Dachflächen sind unter anderem die Sicherung gegen Windsog sowie Verwehsicherheit sicherzustellen. Bei einer Dachneigung von mehr als 15° können konstruktive Maßnahmen gegen das Abrutschen des Aufbaus erforderlich sein. Auch das regionale Klima und die oft vorhandene Fassaden-Reflexion, die Wasserbelastung aus angrenzenden Bauteilen und die zusätzliche Belastung der Tragkonstruktion müssen beachtet werden. 

Während durchlüftete Kaltdächer in der Regel nur für Extensivbegrünungen geeignet sind, erlauben Warmdächer meist eine intensive Begrünung. Damit die Begrünung langfristig erfolgreich ist, muss die Wasserbevorratung (oder alternativ Bewässerung) ausreichend sein. Sie wird von der Vegetationstragschicht und der Dränschicht reguliert. Daneben sind zahlreiche weitere Aspekte wie Wurzelschutz und Schichtaufbau Themen, die über die Planung konventioneller Flachdächer hinausgehen und entsprechendes Fachwissen bei den Planungsbeteiligten voraussetzen.

Immer gut beraten: Bei Fragen zur Berufshaftpflichtversicherung für Architekten und Landschaftsarchitekten kontaktieren Sie uns gern.

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