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Der „Klimaparkplatz“ als Beitrag zum baulichen Klimaschutz

von | 8. Jul. 2020

Klimaschutz hat planerisch und baulich zwei Aspekte: Zum einen den effizienteren Umgang mit Energie (= geringerer Energieverbrauch, höhere Effizienz bei energetischen Umwandlungsprozessen und die Nutzung erneuerbarer Energien). Zum zweiten soll er ein Zusammenleben in den bestehenden Wirtschafts- und Sozialsystemen auch unter den Bedingungen des Klimawandels ermöglichen. Ein Treiber der Debatte ist der motorisierte Individualverkehr. Er trägt einen hohen Beitrag zur globalen CO2-Emission bei. Hier muss also auch angesetzt werden, wenn die globalen CO2-Emissionen sinken sollen.

Natürlich geht es dabei darum, CO2 zu vermeiden und den motorisierten Individualverkehr klimafreundlicher zu gestalten. Dekarbonisierung durch Elektrifizierung sowie dessen Einbindung in umfassende Mobilitätskonzepte lauten die bekannten Stichworte. Trotz aller Bemühungen wird es aber in absehbarer Zeit dabei bleiben, dass es immer einen gewissen Anteil an motorisiertem Individualverkehr geben wird. Auch die Innenstädte und ihrer baulichen Gegebenheiten werden sich nicht von heute auf morgen wandeln. Das gilt auch und vor allem für die Unterbringung von Fahrzeugen auf Parkplätzen. Stand heute sind das vor allem – in Gestalt von Supermarktparkplätzen – triste Betonflächen.

Gesucht: Klimafreundliche Lösungen für den Übergangszeitraum

Auch die Innenstädte und ihrer baulichen Gegebenheiten werden sich nicht von heute auf morgen wandeln. Das gilt auch und vor allem für die Unterbringung von Fahrzeugen auf Parkplätzen. Stand heute sind das vor allem – in Gestalt von Supermarktparkplätzen – triste Betonflächen. Aber selbst da lassen sich klimafreundliche Lösungen etablieren. Mario Kremling, Bereichsleiter Stadt und Land bei seecon Ingenieure GmbH und Projektleiter für Energetisches Sanierungsmanagement hat hierfür den „Klimaparkplatz“ erfunden.

Gehen wir vom Supermarktparkplatz-Beispiel aus, fallen sofort die bekannten Kritikpunkte auf. Ein hoher Versiegelungsgrad der Oberflächen führt dazu, dass Niederschläge ungenutzt in Kanalsysteme abgeleitet werden. Hinzu kommt, dass sich diese Oberflächen enorm aufheizen, in längeren Trockenperioden zu Staubentwicklung neigen und allgemein ein lebensfeindlicher Ort sind. Aus Kostengründen soll möglichst die gesamte Fläche als Pkw-Stellplatz fungieren können.

All diese Kritikpunkte gewinnen mit der Häufung sommerlicher Hitzelagen, extremer Trockenperioden wie auch häufigeren Starkniederschlagsereignissen, der Reduzierung von Baumvegetation allgemein (Trockenschäden, Waldbrände, Sturmschäden) sowie der Feinstaubproblematik an Brisanz. Hier kommt der Klimaparkplatz als Instrument der Klimaanpassung ins Spiel.

Der gestalterische Ansatz beim Klimaparkplatz

Das grundsätzliche gestalterische Ziel ist es laut Kremling, bereits in der Phase der städtebaulichen Konzeption für die Umgestaltung bestehender oder die Anlage neuer Parkplätze die Regel „ein Baumstandort je drei Autostellplätze“ zu berücksichtigen. Das ermöglicht es, monofunktionale Autostellflächen zu kombinierten Vegetationsstandorten ökologisch aufzuwerten, erhöht aber zunächst den Brutto-Flächenverbrauch. Hier greifen wiederum Mobilitätskonzeptionen ein, die den Standort zusätzlich als Carsharing-Point, als Schnittstelle zum ÖPNV (zum Beispiel im Rahmen von Park&Ride) sowie als Fixpunkt im Fahrradverkehr durch Integration gesicherter Fahrradabstellanlagen definieren. Über die Reduktion des individuell erforderlichen Autobesitzes ließe sich die Anzahl der erforderlichen Individual-Stellplätze und somit der Gesamtflächenverbrauch auf die Größenordnung eines herkömmlichen „Betonparkplatzes“ reduzieren.

Die bauliche Realisierung

In der baulichen Realisierung gilt es, neben der kreativen Anwendung einschlägiger DIN-Vorschriften zur Gestaltung von Verkehrsanlagen, die Potenziale ökologischer Bauweisen und Baustoffe zu nutzen. In Frage kommen hier versickerungsfähige Oberflächengestaltungen, um einfallende Niederschläge für die integrierten Baumstandorte nutzbar zu machen bzw. der Grundwasserneubildung zuzuführen. Auch das Sammeln von Niederschlägen zur Nutzung für Bewässerungszwecke oder zur zeitversetzten Versickerung kann baulich vorgesehen werden. Die Berücksichtigung örtlicher Bauvorschriften oder von Denkmalschutzauflagen kann dahingehend hilfreich sein, dass häufig regional verfügbare Baustoffe (z.B. Granitpflaster) zu verwenden sind, die zudem eventuell als „Recyclingbaustoff“ ein zweites Leben erhalten.

Bei der technischen Ausstattung von Klimaparkplätzen sind insbesondere die Chancen der E-Mobilität zu berücksichtigen. Neben Ladesäulen für E-Autos betrifft dies gesicherte Lademöglichkeiten für E-Bike-Akkus (z.B. in Form von Schließfächern mit E-Anschluss) sowie die örtliche Stromproduktion mittels Photovoltaik, die passenderweise auf Dächern der Fahrradabstellanlagen unterzubringen sind und zugleich als Sonnenschutz dienen. PV-Stromspeicher können daneben als Energiequelle für nächtliche Beleuchtungserfordernisse dienen.

Fazit: Ein Klimaparkplatz kann durch seine alternative Gestaltung die natürlichen Bodenfunktionen auf einem vergleichbaren Niveau gewährleisten wie eine gleich große Freifläche (bspw als Ruderalfläche). Dieses anspruchsvolle Ziel wird zum einen durch eine lockere Oberflächengestaltung mit Vegetationsflächen erreicht, zum anderen durch Zusatzfunktionen, die die negativen Auswirkungen des konventionellen Verkehrs mindern helfen. Klimaparkplatz ist demnach eine Konzeption, die im Kern einer Klimaanpassungsstrategie im urbanen Kontext folgt und um Elemente von CO2-Vermeidungsstrategien ergänzt. Demnach alles andere als ein Placebo, sondern eine clevere Kombination von Möglichkeiten und Potenzialen für die klimagerechte Mobilität.

Quelle: „Das Konzept Klimaparkplatz“ von Mario Kremlin, seekon Ingenieure

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